Elf Jahre nach der Gründung der Pfarrei und rund sechs Jahre nach Baubeginn wurde die neue Edith-Stein-Kirche in Rom am Sonntag, den 22. März 2009, eingeweiht. Die Feier, der Kardinal Agostino Vallini vorstand - er vertritt den Papst in der Leitung der Diözese Rom - , begann mit einer Prozession von der bisherigen Kirche in den neuen Bau.
Vallini eröffnete die Messe nicht sofort. Denn er bestand darauf, dass alle Anwesenden aus dem Freien in die Kirche kämen. "Ich fange nicht an", betonte er, "solange nicht alle hier drin sind. Die Leute dieses Stadtteils haben so lange auf ihre Kirche gewartet, da sollen sie nun auch alle in ihrer Kirche feiern."
In der Messfeier selbst wurde zunächst der Taufstein geweiht, was natürlich gerade für die anwesende Gruppe der Unterstützer aus Schifferstadt, Mainz, Frankenthal und Speyer zutiefst ergreifend war. Er besteht aus einer großen, runden Schale, die in dieser Form auf die Unendlichkeit, die Ewigkeit, das Göttliche hinweist. Dieses Becken ruht auf einem fast groben Stein, der in seiner Größe an einen Felsen erinnert. Wie eine Hand überragt ein kleiner Teil des Felsens die Schale. Aus einer kaum sichtbaren Öffnung rinnen ständig Tropfen in die Schale, so dass das Wasser sich fast unmerklich, aber ständig in einer leichten Bewegung befindet. Diese Symbolik greift die Erfahrung des Volkes Israel in der Zeit der Wüste auf, als Gott Wasser aus dem Felsen schenkte. Sie erinnert also an die jüdische Herkunft Edith Steins wie auch an den Satz, den der Direktor der Viktoria-Schule in Breslau Edith zu ihrem Abitur schenkte: "Schlag an den Stein und Wissen fließt heraus!"
Die Bewegung des Wassers setzt sich fort in dem Mosaik des Fußbodens rund um den Taufstein, das durch konzentrische Kreise geprägt wird. Das Blau und Weiß von Taufstein und Mosaik durchziehen goldene Linien, die auf Gott verweisen, der durch die Taufe in unser Leben hineinwirkt und es verwandelt. Das Fenster neben dem Taufstein greift die Farben des Taufsteins auf und will den Heiligen Geist darstellen, der durch das Wasser wirkt und im Sakrament der Taufe im Menschen Wohnung nimmt.
Ähnlich dem Taufstein setzen sich Ambo und Altar aus zwei Teilen zusammen, einem eher rauhen und einem geglättetem Teil. Goldene Linien durchziehen beides und verdeutlichen, dass Gott durch Wort und Sakrament dem Menschen sein Heil schenken will. Dies unterstützt das Kreuz über dem Altar durch die verwendete Goldfarbe. Sie wird - wie einige Fenster - durch ein kräftiges Dunkelrot ergänzt, das an das Martyrium Edith Steins erinnert.
In seiner mitreissenden Predigt gratulierte Vallini der Gemeinde und der Diözese zu der neuen Kirche. Er lud begeistert dazu ein, diese Kirche rege zu besuchen und zu nutzen. Sie sei ein Zeichen für Gottes Wirken in einem Rom "che si trasforma", einer sich verändernden Stadt, ja bedeute eine Entscheidung der Gemeinde für ein Engagement aus dem Glauben. Edith Stein als Patronin sei dafür stimulierendes Vorbild und es lohne sich, sich mit ihr auseinanderzusetzen und ihr zu folgen.
Am Ende des Gottesdienstes dankte der Pfarrer der Gemeinde, Don Stefano Ranfi, herzlich den Verantwortlichen der Diözese Rom für die beharrliche Unterstützung sowie dem Architekten Panella und dem Künstler Poli für die beeindruckende Gestaltung. Wie schon Kardinal Vallini vor ihm, dankte Ranfi dem anwesenden Vertreter der deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl, sowie Kardinal Meisner, dessen Erzdiözese die Finanzierung der Fenster übernommen hatte. Nicht zuletzt wollte er auch den Freunden rings um "Don Gioacchino" danken, die nun schon seit acht Jahren regelmäßig zu Besuch waren und die Gemeinde mit Sympathie und finanziell unterstützt hätten.
Es sei, sagte Don Stefano, eine große Freude und Erleichterung, mit seiner Gemeinde nun endlich in dieser neuen Kirche beten und feiern zu können. Dass außerdem die angrenzenden Gebäude, Sakristei, Pfarrhaus und Pfarrheim schon bezugsfertig seien, grenze fast an ein Wunder und sei nur durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten möglich gewesen. Noch fehle zwar die Glocke im Turm, aber so könne die Gemeinde sich schon auf ein weiteres Fest freuen.
So beeindruckend wie die Einweihung selbst war das anschließende Buffett, zu dem alle eingeladen waren. Dabei nahm Kardinal Vallini die Gelegenheit wahr, sich mit den Anwesenden zu unterhalten, auch mit der aus Deutschland angereisten Gruppe und dankte noch einmal persönlich für das finanzielle Engagement. Umgekehrt konnten wir Don Stefano unsere Geschenke überreichen und er freute sich sehr über die beiden Stolen, die Bibel und die Messbücher. Selbstverständlich, dass es für uns nicht der letzte Besuch in Rom war. Spätestens bei der Glockenweihe sind wir wieder dabei.
Pfr. Joachim Feldes (27.03.2009)