Die Statue der hl. Edith Stein (hl.
Theresia Benedicta a Cruce) verdankt sich einer privaten
Intiative von Schifferstadtern und wurde im Atelier
von Franz X. Diewald im oberpfälzischen Nittenau
angefertigt. Am 10. November 2002 wurde sie von Pfr.
Peter Nirmaier gesegnet und erhielt ihren Platz rechts
des Haupteingangs der Kirche. Dort steht die 102 cm
hohe Statue aus Lindenholz auf einem Sockel aus Sandsteinimmitat.
Am linken Fuß der Figur liegt
ein weißer Zettel in einer Schriftart, die sich
an die Handschrift Edith Steins anlehnt. Er trägt
den Text “Grüße von Schwester Benedicta
a Cruce. Unterwegs ad orientem.” Einen ähnlichen
Zettel beschriftet Edith Stein mit Bleistift und läßt
ihn aus dem Waggon fallen, als der Transport nach Auschwitz-Birkenau
am 7. August 1942 am Schifferstadter Bahnhof hält.
Die Richtungsangabe “ad orientem”
(nach Osten) braucht dabei nicht nur geographisch gelesen
zu werden. Edith Stein hatte schon lange mit einem gewaltsamen
Tod gerechnet und wohl eine Vorahnung über die
Bestimmung des Zuges. Doch das ihr auferlegte Kreuz
versteht sie als Chance und so entscheidet sie sich,
ihren Kreuzweg bewußt mit Jesus zu gehen. In ihrem
letzten Werk “Kreuzeswissenschaft” schreibt
sie: “Im Leiden und Sterben Christi sind unsere
Sünden vom Feuer verzehrt worden. Wenn wir das
im Glauben annehmen und wenn wir in gläubiger Hingabe
den ganzen Christus annehmen, d.h. aber, daß wir
den Weg der Nachfolge Christi wählen und gehen,
dann führt Er uns ‘durch sein Leiden und
Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung’.”
Wenn also die Nachfolge Jesu auch Kreuz und Tod bedeuten
mag, gilt dem Christen doch die Verheißung neuen
Lebens. Die im Osten aufgehende Sonne erneuert jeden
Tag das Leben der Welt, und symbolisiert damit den auferstandenen
Christus. Wo also der Christ auf dem Weg “ad orientem”
ist, da ist er auf dem Weg zur Auferstehung, zu neuem
Leben.
Gerade angesichts ihres Schicksals
lebt Edith Stein in dieser Persepktive und gibt sie
an andere weiter. Bis in die letzten Tage im Kloster
schreibt sie an der “Kreuzeswissenschaft”,
die sie bei ihrer Verhaftung unvollendet zurücklassen
muß. So zeigt die Statue die Karmelitin mitten
in der Arbeit. Der leicht nach oben gerichtete Blick
verdeutlicht Edith Steins Zuversicht, die das zarte
Grün des Bleistifts unterstreicht. Schon ihr Ordensname
“Theresia, die vom Kreuz Gesegnete” ist
Bekenntnis ihres Glaubens, den sie lebt und durch die
literarische Arbeit weitergibt. Die Goldfarbe, die nur
auf Habit und Rosenkranz, Bleistift und Buch verwendet
ist, macht diesen Zusammenhang deutlich: der gelebte
Glaube findet seinen Niederschlag in ihrem Werk, läßt
sie Zeugin und Lehrerin des Glaubens werden.
Dieser Glaube stützt sich auf
Jesus, der aus Liebe zum Vater durch das Kreuz zum Leben
ging, um uns von Sünde und Tod zu befreien. Jesus
ist die Rose, die den toten Stein durchbricht und zu
neuem Leben erblüht. In der Taufe erhalten wir
Anteil daran und beginnen unseren Weg “an der
Hand des Herrn”, wie Edith Stein formuliert. Aus
dem Herrn und Weggefährten schöpfen wir Kraft,
wie der kleine Rosenzweig seine Nahrung vom großen
erhält. Noch hat diese Blüte ihre volle Entfaltung
nicht erreicht, aber doch will sie nach oben, sich aufrichten.
Auch sie ist unterwegs “ad orientem”.
Die Rose am Fuß Edith Steins
schlägt außerdem eine Brücke zu den
Schülerinnen aus Schifferstadt, die Edith Stein
als Lehrerin in Speyer erleben durften. 1998, kurz vor
der Heiligsprechung, erinnert sich eine dieser ehemaligen
Schülerinnen an folgende Begebenheit: Als ihre
Klasse die Prüfung bestanden hatte und schlicht
feierten, kam Edith Stein und überreichte jeder
Klassenteilnehmerin eine rote Rose mit einigen für
die Betreffende passenden Worten.
Weder die Rose der Schülerin,
noch der Zettel vom Schifferstadter Bahnhof existieren
noch. Es waren wertvolle Zeichen aus Begegnungen mit
Edith Stein und hielten die Erinnerung lange wach. Aber
ihre Wirkung behalten sie bei. Denn sie führen
uns zu der einen Botschaft, die Edith Stein gelebt und
bezeugt hat: dass es sich lohnt, an der Hand des Herrn
zu gehen und mit ihm das neue Leben zu finden.
|
|