Eucharistiefeier, konzipiert von Jugendlichen
des Karolinen-Gymnasiums Frankenthal zum 95. Deutschen Katholikentag
in Ulm 2004
Einzug Orgel; GL549 (O Herz des
Königs aller Welt)
Anspiel: Religiös in Europa?!
Deutscher Agnostiker, Türkischer Muslim, Russischer
Erziehungs-Christ, Polnischer Christ aus Entscheidung
Kyrie-Rufe
Wie Ameisen ihrer Straße folgen wir starren
Regeln der Tradition und der Institution und versäumen es,
über deren Ziel und Sinn nachzudenken.
Du aber schenktest uns die Freiheit, unseren eigenen Glauben zu
entwickeln, so wie es Edith Stein einst tat. - Herr erbarme dich.
Viele Glaubende werfen sich vor dir nieder und heucheln
Glauben, um ihre Angst und Unverständnis nicht preisgeben zu
müssen. Wo Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit herrschen sollten,
wuchern Heuchelei und Fanatismus, auch in der Kirche.
Du aber willst in uns dein Handeln wieder sehen und nicht die Angst,
die blind macht, hindert und alles Handeln lähmt. - Christus,
erbarme dich.
Aus Angst und Egoismus kämpften viele gegen
die Osterweiterung der EU, und haben eine Antipathie Ausländern
gegenüber, die oft schon an Ausländerhass grenzt - besonders
da, wo konservatives Gedankengut und unverhältnismäßiger
Wohlstand die Gesellschaft prägt.
Du aber hast alle mit der gleichen Würde geschaffen und willst
uns handeln sehen nach deinen Worten: "Was du dem Geringsten
getan hast, das hast du mir getan" - Herr erbarme dich
Gloria Orgel; GL464 (Gott in der höh sei Preis
und Ehr)
Tagesgebet
Einführung zur Lesung
Paulus in Athen
Paulus, ein strenger Jude, erfasste heftiger Zorn, als er die Stadt
Athen voll Götzebildern sah. Er begann in Synagogen und auf
dem Markt zu lehren.
Philosophisch gebildete Leute interessierten sich für seine
Worte und forderten ihn auf, auf dem Areopag zu sprechen.
Er konnte nicht alle Menschen überzeugen, doch einige schlossen
sich ihm an und wurden gläubig.
Edith Stein - geboren als Jüdin, wechselte ihren Glauben auch
und wurde katholisch aus eigener Überzeugung.
Paulus tolerierte die anderen Religionen und nahm es positiv auf,
dass die Menschen ihre Religion sehr ernst nahmen.
Ebenso Edith Stein - sie tolerierte andere Religionen, was in der
damaligen Zeit nicht selbstverständlich war und galt aufgrund
ihres Widerstandsgeistes und ihres Gottvertrauens als beispielgebend
für den Einsatz für Frieden, Toleranz, Mitmenschlichkeit
und Freiheit.
Werte, die wir auch in Europa trotz der vielen unterschiedlichen
Glaubensrichtungen anstreben, da auch noch gegenwärtig die
entsprechende Bereitschaft der Menschen an Grenzen stößt.
Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 17, 22-34)
Zwischengesang Taizé-Halleluja mit Strophen
zu Edith Stein
Evangelium nach Matthäus (MT 11, 25-30)
Fürbitten
Herr Jesus Christus, dein Herz schlägt für
diese Welt. Deshalb vertrauen wir auf dich, wie es die heilige Edith
Stein getan hat, und kommen zu dir mit unseren Bitten:
Wir bitten für die Akzeptanz aller Minderheiten
in Europa, ob nun Juden, Sinti und Roma oder andere.
Jesus Christus, gekreuzigt und auferstanden. - Wir
bitten dich, erhöre uns.
Wir bitten für soziale Gleichheit aller Gruppen
in Europa in religiöser sowie sozialer Hinsicht.
Jesus Christus...
Wir bitten für die Gleichstellung von Mann
und Frau in allen Bereichen, sei es in Beruf oder Ehe, Kirche und
Gesellschaft.
Jesus Christus...
Wir bitten für die Einhaltung von moralischen Werten, ob nun
im Namen des Christentums oder der Menschlichkeit.
Jesus Christus...
Wir bitten für verstärktes Engagement der wohlhabenderen
Schicht gegenüber den sozial Benachteiligten.
Jesus Christus...
Denn in dir, guter Gott, sind Himmel und Erde versöhnt und
du rufst alle Menschen zur Gemeinschaft mit dir und untereinander.
Dir sei aller Lob und Dank heute und alle Tage, bis in Ewigkeit.
Amen.
Gabenbereitung Freude Dir! 1-4 (Edith-Stein-Lied,
Melodie 270)
Sanctus GL469 (Heilig ist Gott in Herrlichkeit)
Agnus Dei GL161 (Gottes Lamm Herr Jesus Christ)
Kommunion Orgel; GL554, 1-3 (Wie schön leuchtet
der Morgenstern)
Betrachtung: Edith Stein und Paulus (nach der Kommunion)
Zwischen Paulus, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten
in der Entstehungsphase des Christentums, und Edith Stein, einer
Philosophin des 20. Jahrhunderts und Gegnerin des Nazi-Regimes,
stehen grob 2000 Jahre, doch verbindet sie so viel. Angefangen bei
ihren religiösen Wurzeln, über ihr Schaffen, bis hin zu
ihrem tragischen Ende - überall begegnet man Parallelen.
Beider Leben begann im Einfluss des Judentums, mit
dem Unterschied, dass Paulus Jude aus Überzeugung - und sogar
ein Bekämpfer des Christentums - war, wohingegen Edith Stein
lediglich zur Jüdin erzogen wurde, jedoch nicht fromm war.
Dies ging sogar so weit, dass sie sich für einen gottlosen
Weg entschied und sich selbst als überzeugte Atheistin bezeichnete.
Dies änderte sich jedoch, als beide ein einschneidendes Erlebnis
hatte, das ihre religiöse Einstellung vollkommen änderte.
Sie konvertierten zum christlichen Glauben, mit einer Überzeugung,
die ganz besonders bei Paulus zum Tragen kam, der daraufhin mit
seiner Missionstätigkeit begann und das Fundament für
das Christentum schuf.
Durch ihr religiöses Wirken wurden beide der jeweiligen herrschenden
Macht ein Dorn im Auge. Bei Paulus waren es die Römer, denen
das Christentum, und somit auch er selbst, zu viel an Einfluss gewann,
wohingegen es bei Edith Stein das totalitäre Nazi-Regime war,
dem Edith Steins Wurzeln genug Vorwand boten, um sie letztendlich,
wie Paulus, hinzurichten.
Schlußgebet, Segen
Schlußlied Du trugst den Kreuzesnamen 1-5
(Edith-Stein-Lied, Melodie 537)
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