Einleitung
Edith Stein hat bei ihrem Eintritt in das Karmelkloster
als Namen "Teresia Benedicta a cruce" gewählt: "Teresia,
die vom Kreuz gesegnete".
Edith Stein wollte Anteil haben am Kreuz Christi, so begründete
sie damals ihre Namenswahl.
Das Kreuz war es auch, das sie in all den Jahren im Kloster beschäftigt
hat.In dieser Zeit entstand ihr großes Werk "Die Kreuzeswissenschaft".
Als sie 1942 die Verfolgung durch die Nationalsozialisten auf sich
zukommen sah, war sie davon überzeugt, dass man eine Kreuzeswissenschaft
nur gewinnen könne, wenn man das Kreuz selbst zu spüren
bekäme.
Der Lebensweg von Edith Stein endete am 9. August 1942 in den Gaskammern
in Auschwitz. Ihre solidarische Anteilnahme am Leiden des jüdischen
Volkes interpretierte sie als Kreuzesnachfolge, als Mitleiden am
Kreuze Christi.
Sie, Edith Stein - Teresia Benedicta vom Kreuz, ehren wir, wenn
wir nun miteinander das Gedächtnis vom Tod und der Auferstehung
Jesu Christi feiern.
Kyrie-Rufe
Herr Jesus Christus,
du hast getragen Kreuz und Leiden. Vereint mit der heiligen Teresia
Benedicta vom Kreuz - Edith Stein rufen wir zu dir:
In deinem Kreuz ist Heil: Herr, ...
In deinem Kreuz ist Leben: Christus, ...
In deinem Kreuz ist Hoffnung: Herr, ...
Tagesgebet
Gott, des Lebens,
du hast die heilige Teresia Benedicta vom Kreuz zur Erkenntnis deines
gekreuzigten Sohnes geführt und sie in seine Nachfolge bis
in den Tod gerufen.
Auf ihre Fürsprache laß uns und alle Menschen im Gekreuzigten
den Erlöser erkennen und durch ihn in deine Herrlichkeit gelangen.
und in seine Nachfolge bis zum Tod gerufen.
Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren
Bruder und Herrn. der mit der lebt und wirkt in alle Ewigkeit. Amen.
Lesung aus dem Buch an die Korinther (1 Kor 1,18-27)
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen,
die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine
Gotteskraft. Denn es steht geschrieben: "Ich will zunichte
machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen
will ich verwerfen." Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten?
Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der
Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit
Gottes, Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott
wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben.
Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit,
wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis
und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden
und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes
Weisheit. Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind,
und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind.
Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise
nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene
sind berufen.
Evangelium nach Lukas (Lk 9, 23-26)
Da sprach er zu ihnen allen: Wer mir folgen will,
der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich
und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird
es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der
wird's erhalten. Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, wenn
er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder
nähme Schaden an sich selbst? Wer sich aber meiner und meiner
Worte schämt, dessen wird sich der Menschensohn auch schämen,
wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und
der heiligen Engel.
Predigtgedanken
1. In dem Drama "Der seidene Schuh" von
Paul Claudel überfallen Piraten ein Schiff, binden den Kapitän
an einen Mast und versenken dann das Schiff. Kurz darauf schwimmt
der Kapitän - an diesen Mast gebunden - auf der endlosen Fläche
des Ozeans und betet im Angesicht des Todes: "Herr, ich bin
sicher, dass du mich so gefesselt hast. Enger kann ich nicht an
dich gebunden sein. Und mag ich auch meine Glieder eines um das
andere durchgehen, keines kann ich auch nur ein wenig von dir entfernen.
Und so bin ich wirklich ans Kreuz geheftet. Das Kreuz aber, das
mich fesselt, rettet mich."
2. "Das Kreuz, das mich fesselt, rettet mich."
Das ist die Botschaft dieser kleinen symbolischen Geschichte. Das
ist auch die Erfahrung, die Edith Stein in ihrem Leben macht. Viele
Texte aus ihrem Werk "Kreuzeswissenschaft" sprechen davon,
viele Gedichte und Meditationen. Sie weiß, daß man nur
zur Kreuzeswissenschaft finden kann, wenn man das Kreuz auch zu
spüren bekommt. Sie wollte teilhaben am Kreuz Christi. Denn
wer Christus angehören will, muss einmal den Kreuzweg antreten.
Sie sagt von ganzem Herzen: "Sei gegrüßt, Kreuz,
einzige Hoffnung."
3. Das Kreuz rettet, das ist eine Erfahrung, die
uns nicht in den Schoß fällt. Zu vielseitig und zu vielschichtig
ist das Kreuz in unserem Leben, im Leben von Frauen. Wir lehnen
uns dagegen auf, wollen es nicht wahrhaben. Zu oft und zu lange
wurde das Wort vom-Kreuz-tragen dazu missbraucht, andere, besonders
Frauen, klein und ruhig zu halten. Immer wieder geschah und geschieht
im Namen des Kreuzes Unrecht.
4. Edith Stein sagt: "Gott verlangt nichts vom
Menschen, ohne ihm zugleich die Kraft dafür zu geben."
Nur wer das Kreuz annimmt, dazu steht, kann auch dagegen ankämpfen.
Kreuztragen heißt nicht, das Kreuz tatenlos erleiden. Edith
Stein selbst hat für sich und für ihr Volk gegen das Kreuz
des Nationalsozialismus angekämpft. Ihr Kreuz und das Leiden
ihres Volkes als Anteil am Kreuz Christi zu sehen, gab ihr die Kraft,
nicht zu verzweifeln, als ihr Kampf sich als aussichtslos erwies.
So konnte sie bis zum Schluss Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen
und auf dem Transport ins KZ anderen Frauen und ihren Kindern beistehen.
5. Jesus sagt im Evangelium: Wer mein Jünger
sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz
auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird
es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der
wird es retten. (Lk 9, 23-24) Edith Stein hat ihr Leben und ihren
Tod in der Nachfolge Jesu gesehen und verstanden. Im Glauben an
die rettende Kraft des Kreuzes und der Nachfolge konnte sie ihr
Leben verlieren, ohne zu verzweifeln. Dass sie nun als Heilige verehrt
wird, drückt die Überzeugung aus, dass sie in dieser Kreuzesnachfolge
das ewige Leben in der Herrlichkeit Gottes gewonnen hat.
6. Uns, die wir sie bewundern und ehren, die wir
uns schwer tun mit dem Kreuztragen und der Kreuzesnachfolge, gibt
sie ein Gebet mit auf den Lebensweg mit, vielleicht auch auf unseren
Kreuzweg:
"Herr, lass geschehen, was du willst, ich bin
bereit,
auch wenn du nie mein Sehnen stillst in dieser Zeit.
Bist ja der Herr der Zeit, das Wann ist dein;
dein ewiges Jetzt, einst wird es mein.
Mach alles wahr, wie du es planst in deinem Rat.
Wenn still du dann zum Opfer mahnst, hilf auch zur Tat.
Lass über sehn mich ganz mein kleines Ich, dass ich, mir selbst
tot, nur leb' für dich.
Lass uns nicht richten, dass wir nicht gerichtet
werden!
Uns alle trügt der Dinge äussrer Schein.
Wir sehen Rätselbilder hier auf Erden,
der Schöpfer einzig kennt das wahre Sein."
Gabengebet
Gott, mit den Gaben von Brot und Wein gedenken wir
des Leidens und Sterbens deines Sohnes und bringen unser tägliches
Kreuz vor dich.
Lass uns durch die Feier dieses Mahles die erlösende Kraft
des Kreuzes in unserem Alltag verspüren.
So bitten wir dich durch Christus, unseren Herrn.
Fürbitten
Lasst uns rufen zu Jesus Christus, der durch Leiden
und Tod hinübergegangen ist zum ewigen Leben:
Für alle Christen, dass sie mit Eifer dir und den Menschen
dienen.
Für die Verantwortlichen in Kirche und Welt, dass sie wie Edith
Stein für Frieden und Gerechtigkeit eintreten.
Für jene Menschen, die sich von dir abgewandt haben, dass sie
umkehren zu dir und dem Vater.
Für alle, die ein schweres Los zu tragen haben, dass sie nicht
mutlos werden und verzweifeln.
Für die Sterbenden und die Verstorbenen, dass du dich ihrer
annimmst.
Denn du kennst unser Leben, du kennst unser Kreuz. Lass uns dir
nachfolgen und unser Kreuz tragen wie Edith Stein. So führe
uns zum ewigen Leben. Amen.
Schlussgebet
Herr Jesus Christus,
wir preisen dich, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die Welt
erlöst.
Durch die Fürsprache der heiligen Teresia Benedicta vom Kreuz
hilf uns, das Kreuz unseres Lebens zu tragen und führe uns
zur Herrlichkeit der Auferstehung, in der du mit Gott, dem Vater
lebst und herrschst in Ewigkeit. Amen.
Meditation
Edith Stein schreibt über Maria:
Heut hab' ich unterm Kreuz mit dir gestanden
Und hab' so deutlich wie noch nie empfunden,
Daß unterm Kreuz du unsre Mutter worden.
Wie sorgt schon einer ird'schen Mutter Treue,
Des Sohnes letzten Willen zu erfüllen!
Du aber warst des Herren Magd,
Des menschgeword'nen Gottes Sein und Leben
War deinem Sein und Leben restlos eingeschrieben.
So hast die Deinen du ins Herz genommen,
Und mit dem Herzblut deiner bittern Schmerzen
Hast jeder Seele neues Leben du erkauft.
Du kennst uns alle: unsre Wunden, unsre Schäden,
Kennst auch den Himmelsglanz, den deines Sohnes Lieb
Um uns ergießen möchte in der ew'gen Klarheit.
So lenkst du sorgsam unsre Schritte.
Kein Preis ist dir zu hoch, um uns ans Ziel zu führen.
Doch die du auserwählt dir zum Geleite,
Dich zu umgeben einst am ew'gen Thron,
Sie müssen hier mit dir am Kreuze stehn,
Sie müssen mit dem Herzblut bittrer Schmerzen
Der treuen Seelen Himmelsglanz erkaufen,
Die ihnen Gottes Sohn als Erbe anvertraut.
Methodische Gestaltung
1. Möglichkeit:
Durch die Auferstehung Jesu Christi wurde das Kreuz, das Zeichen
des Todes, zum Zeichen des Lebens. In der Kirche liegen Blumen bereit,
bzw. die Teilnehmer/innen werden eingeladen, zum Gottesdienst eine
Blume mitzubringen. Sie werden bei der Gabenbereitung aufgefordert,
die Blumen in den Chorraum zu bringen. Dort steht ein großes
Kreuz bereit, das mit Draht umwickelt ist. Die Gottesdienstbesucher/innen
stecken die Blumen an das Kreuz. So wird aus dem Kreuz ein Zeichen
des Lebens. Dazu kann die Osterkerze als Zeichen der Auferstehung
hinzugefügt werden. Das geschmückte Kreuz steht dann im
Licht des Auferstandenen.
2. Möglichkeit:
Beim Betreten der Kirche werden kleine Kreuze, die aus Pappkarton
ausgeschnitten sind, an die Gottesdienstbesucher/innen verteilt.
Zur Gabenbereitung werden die Gottes-dienstbesucher/innen eingeladen,
das kleine Kreuz als Zeichen ihres ganz persönlichen "Kreuzes"
zum Altar zu bringen und an einem dort aufgestellten großen
(Holz)kreuz zu befestigen. Im Gottesdiensten mit kleinen Gruppen
können die Teilnehmer/innen nach der Predigt eingeladen werden,
ein - ihr - persönliches "Kreuz" auf das Pappkreuz
zu schreiben. Dazu sollte für jede/n ein Stift bereit liegen.
Wo es möglich ist, können die Aufschriften zum fürbittenden
Gedenken vorgetragen werden.
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